Der Österreichische Journalisten Club kritisiert das Vorgehen der russischen Behörden gegenüber der beiden ORF-Russland-Korrespondentinnen auf das Schärfste. Nach der Ausweisung von Maria Knips-Witting vor etwas mehr als zwei Wochen wurde nun auch ORF-Büroleiterin Carola Schneider die Akkreditierung entzogen. Für ÖJC-Präsident Christian Stöger ist das „ein willkürlicher Angriff auf die freie Berichterstattung und damit ein nicht zu tolerierender Angriff auf die Pressefreiheit.“ Der ÖJC sendet eine entsprechende Protestnote an die russische Botschaft.
Die Ausweisung der beiden ORF-Journalistinnen wird als Reaktion auf den Entzug der Akkreditierungen von zwei russischen Korrespondenten der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS in Österreich angesehen. Sie waren der Spionage verdächtigt und am 30. April aufgefordert worden, das Land innerhalb von zwei Wochen zu verlassen.
Das österreichische Außenministerium verurteilt in einer Aussendung das Vorgehen Russlands als „ungerechtfertigten und inakzeptablen Schritt.“ Und als einen weiteren „willkürlichen Angriff auf die freie Presse, der jeglicher Grundlage entbehrt.“ Man habe daher den russischen Botschafter ins Außenministerium zitiert, so Außenminister Schallenberg.
Der ORF sieht in einer Aussendung in der Ausweisung seiner beiden Russland-Korrespondentinnen einen „Willkürakt gegenüber unabhängiger Berichterstattung.“ Schneider habe seit vielen Jahren „höchst kompetent“ aus Moskau berichtet und stets alle Gesetze eingehalten. Maria Knips-Witting war erst seit Jänner 2024 in Moskau tätig gewesen. Unterdessen bemüht sich der ORF um neue Akkreditierungen, wie ORF-Generaldirektor Roland Weißmann bekannt gab.
Auch die ORF-Redaktionsvertretung protestierte scharf. „Mit der Ausweisung der beiden untadeligen und kompetenten ORF-Journalistinnen als Folge diplomatischer Vergeltungsmaßnahmen von russischer Seite wird unabhängige Berichterstattung aus Russland erschwert“, betonte der ORF-Redaktionsrat in einer Aussendung. „Der Schritt des russischen Außenministeriums ist daher keinesfalls nachvollziehbar und vielmehr als weiterer Angriff auf die Medienfreiheit zu sehen, gegen den wir Protest einlegen.“
Ein Protest, dem die der Österreichische Journalisten Club anschließt. „Um eine objektive Berichterstattung zu gewährleisten, ist es essenziell, Vorort zu berichten“, so ÖJC-Präsident Stöger. „Umso mehr in einem totalitär regierten Land wie Russland, in dem die Medien stattlicher Kontrolle und Propaganda unterliegen und eine ausgewogene Berichterstattung somit verunmöglicht wird.“
Die restriktiven Maßnahmen betreffen allerdings nicht nur den ORF, sondern auch die Mediengruppe Österreich (Oe24). Russland hat nunmehr 81 europäische Medienunternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt und deren Arbeit blockiert.